Oman-Reise Teil II: Sur, Wadi Bani Khalid, Wüste Wahiba Sands und Nizwa Souq

Oman-Reise: Souq in Nizwa

Nächster Stopp Oman Rundreise: Hafenstadt Sur

Am dritten Tag unserer Oman Rundreise besuchen wir die Stadt Sur, ehemaliger Knotenpunkt für den Handel, schlendern dort gemütlich durch die Gassen und lauschen dem Ruf des Muezzin, der fünfmal pro Tag per Lautsprecher zum Gebet ruft. Habe ich dies anfangs noch als fremd und seltsam empfunden, werden die Gebetsrufe bald zum angenehmen Begleiter durch den Tag, die einem Struktur geben und während derer ich fast meditativ verharre und dieser wunderschönen Sprache lausche. Ehe wir uns versehen, ist die Dunkelheit schon angebrochen und so landen wir, was ich nicht sehr bedaure, in einem netten Guesthouse (Oriental Nights Resthouse), das wir am Straßenrand entdecken. Dritte Zeltnacht adé 🙂

Wadi Bani Khalid oder wo wir lieber keine Zeltnacht geplant hätten

Nächster Tag, nächstes Wadi: das Wadi Bani Khalid soll nicht minder schön sein als das Wadi Shab vom zweiten Tag. Sogar eine Zeltnacht haben wir dort geplant. Nach einer recht wirren Fahrt finden wir endlich den richtigen Weg und stellen unser Auto auf dem Parkplatz vor dem Wadi ab. Nach etwa zehn Minuten Fußmarsch erreichen wir das Wadi, dessen Wasser sich leider ziemlich trüb präsentiert. Oberhalb des großen Wasserbeckens, das sich nach hinten zu einem Wasserlauf verengt, liegt auf einer Art Hochplateau ein Restaurant, in dem wir zu Mittag essen. Hier ist es um einiges touristischer als im Wadi Shab. Baden tut so gut wie niemand, obwohl die Hinweisschilder auf ausreichend bedeckende Badekleidung aufmerksam machen.

Wir schlagen auf dem sich neben dem Restaurant weiter erstreckenden Hochplateau unser Lager auf und vertreiben uns den Nachmittag in dem sich immer mehr leerenden Wadi mit Spielen und einem Bad im trüben Wasser. Irgendwann ist es dunkel, das Wadi leer, Restaurant zu und wir sind tatsächlich die einzigen, die hier übernachten wollen. Ich habe bereits ein mulmiges Gefühl im Bauch, so ganz einsam und alleine im Wadi zu schlafen, als Taschenlampen-Lichtkegel in der Ferne uns Besuch ankündigen: Vier junge Omani-Boys, mit denen wir tagsüber schon kurz gesprochen hatten, bringen uns überraschend frische Datteln und Karak (typisch omanisches Getränk: schwarzer Tee mit Milch) und lassen sich gut zwei Stunden bei uns nieder. Nach anfänglicher Skepsis sind wir doch recht gerührt von dieser gastfreundlichen Geste. Als ihnen die letzten Englischbrocken (Lieblingsthema Fußball und Autos :)) ausgehen, treten sie den Heimweg an und wir machen uns “bettfertig”.

Doch abermals sehen wir Lichtkegel in der Schwärze der Nacht sich auf uns zubewegen. Die Jungs sind es nicht, sondern ein Omani mit zwei osteuropäisch aussehenden Typen. Die beiden Typen kommen mit wenig sympathischer Ausstrahlung und Mimik zu uns, begrüßen uns knapp und verlassen uns nach kurzem Smalltalk mit den Worten: Take your time, we come back later. Die drei ziehen von dannen und wir…tja da sitzt man dann eben und versucht aus der Ankündigung “we come back later” einen Sinn zu gewinnen. Denn, ganz ehrlich, wieso will jemand am späten Abend in ein Wadi zurückkommen, in dem es nichts gibt außer Dunkelheit, quakende Frösche und eben vier deutsche Urlauber?

Wir werden es nie erfahren, denn nach kurzer Abstimmung steht fest: wir gehen. Dank meiner blühenden Fantasie und zu vielen schlechten Filmen laufen bei mir unaufhaltsam die schlimmsten Bilder im Kopf ab. Ich zittere am ganzen Körper und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Auch die anderen sind mehr als angespannt, mein Freund versucht einen kühlen Kopf zu bewahren, aber auch sein Gesichtsausdruck spricht Bände. In Rekordzeit bauen wir also unsere Zelte ab, packen unser Geraffel zusammen und im Schweinsgalopp hasten wir mit allem (wofür wir bei Ankunft mehrere Gänge zum Auto und wieder zurück benötigt haben) zum Parkplatz. Unsere Ausrüstung tetrisartig in den Kofferraum zu basteln, raubt uns den letzten Nerv und ich halte gefühlt so lange die Luft an, bis wir tatsächlich alle im Auto sitzen. Puh. Wir leben. Ein kurzer Anruf in unserem Guesthouse des Vortages und wir düsen zu unserem “Safe Haven”.

In der Wüste Wahiba Sands

Oman-Reise: Kamelausritt in der Wüste Wahiba Sands

Am nächsten Morgen sieht die Welt tatsächlich schon ganz anders aus. Statt furchteinflößender Dunkelheit, relativieren sich die Ereignisse des Vorabends bei Tageslicht ein wenig. Dennoch bereut niemand die Entscheidung die Zelte abgebrochen zu haben, denn niemand von uns hätte in dieser Nacht im Zelt ein Auge zugetan. Unser Weg führt uns heute nach einem Abstecher zum Frauenmarkt in Ibra (jeden Mittwoch; hatten wir uns schöner vorgestellt, viel Ramsch) in die Wüste Wahiba Sands, die verglichen mit Rub Al Khali, der größten Sandwüste der Welt freilich eher einem Sandkasten gleicht. 

Wir kommen wie einige andere Mietwagen am Treffpunkt an, wo etwas Luft aus den Autoreifen gelassen wird für besseren Grip im Wüstensand. Dann geht die wilde Fahrt zu unserem Wüstencamp – dem Nomadic Desert Camp – los. Dort angekommen, beziehen wir kleine Strohhütten, die außer einem Bett fast nichts beherbergen. Die Duschen und Toiletten liegen in ein paar Meter Entfernung. Gemeinsam mit den Camp-Omanis und den anderen Urlaubern geht es dann mit den Autos in Richtung Dünen, wo wir mit Datteln und Kaffee einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen. Zurück im Camp, springe ich kurz unter die Dusche und werde beim Blick nach oben von einem Sternenhimmel verzaubert. Was für eine Wahnsinnsstimmung! Das Abendessen wird als Buffet serviert – jeder nimmt sich, was er möchte und lässt sich dann auf einem der Teppiche mit Sitzkissen nieder. Danach wird ein Lagerfeuer entzündet und ein paar Omanis begleiten den Abend musikalisch und tanzend – auch wir werden aufgefordert und tanzen hopsend und glucksend ums Lagerfeuer – bei den Einheimischen sieht das irgendwie viel gekonnter aus. So oder so ist der Abend und die Stimmung in der Wüste wunderschön.

Für den nächsten Tag haben wir eine Wüstensafari gebucht. Unser Guide Zaid nimmt uns vier in seinem von arabischer Musik beschallten Geländewagen mit – wie sich herausstellt, ist die angepriesene “Wüstensafari” zunächst einmal seine normale Fahrt zu sämtlichen Futter- und Wasserstellen für Kamele, die er wieder befüllt. Doch dann geht es zu seinem Onkel, ein echter Beduine, der mit seiner Frau und einigen Kamelen mitten in der Wüste bzw. in, ja wie nenne ich das jetzt am besten – einer Art Verschlag lebt, der innen mangels Regal mit zahlreichen Tüten und Beuteln behängt ist. Aus einer Konsumgesellschaft kommend, sind wir tief beeindruckt und fasziniert, wie man so leben kann. Nach einem Kaffee und einigen Datteln geht die Fahrt mit Zaid weiter, bis wir irgendwann an einem größeren Baum ankommen. Zaid richtet hier mit einem großen Teppich unser Mittagslager her und macht ein kleines Feuer. Mit Mehl und Wasser rührt er mit den Händen einen Teig zusammen und beordert uns dann zum Feuer, wo jeder von uns einen Teigklumpen erhält mit der Aufforderung daraus einen kleinen Fladen zu formen. Die Brotfladen backt er dann kurz über dem Feuer, erhitzt das in einem großen Topf bereits vorbereitete Essen (Hühnchen mit Kartoffeln und Gemüse) und fertig ist der Wüstenlunch. Nach Zaids Startsignal “Now eat” lassen wir uns das köstliche Essen und unser gebackenes Brot munden und wirken danach wohl reichlich schläfrig. “Now sleep” lautet Zaids nächste Aufforderung und während wir noch müde über diesen vermeintlichen Witz lächeln, hat Zaid es sich schon im Schatten seines Autos bequem gemacht und sich zusammengerollt. Wir dösen ebenfalls eine Weile vor uns hin  und eine gute halbe Stunde später erwacht Zaid von seinem Schläfchen und es geht zurück ins Camp und für uns weiter Richtung Nizwa.

Nächster Stopp unserer Oman Rundreise: Nizwa Souq

Nach einer Nacht in einem total heruntergekommenen Hotel wundern wir uns nicht mehr, warum wir dort noch zwei freie Zimmer ergattert haben. Denn heute ist Tiermarkt in Nizwa (jeden Freitag ab sechs Uhr) und dementsprechend war am Vorabend fast alles ausgebucht. Zu früher Stunde aufgestanden, stehen wir um halb sieben parat. Der Parkplatz vor dem Gelände ist vollgeparkt, überall Omanis, die sich mit Ziegen, Schafen, Hühnern oder sonstigem Getier bereit machen für den Tiermarkt. An eine Art Rondell geht es dann heiß her. Die Verkäufer führen ihr Tier im Kreis herum, die Meute steht drumherum und es wird wild gehandelt, die Tiere werden kurz angehalten und genau in Augenschein genommen bevor die Geldscheine den Besitzer wechseln. Es ist ein großes Spektakel und mutet seltsam, gar martialisch an für jemanden, der sich sein Fleisch bequem abgepackt an der Frischetheke im örtlichen Supermarkt holt. Doch ist es eine ehrliche und ursprüngliche Art sein Essen zu kaufen. Tierquälerei können wir hier im Vergleich zu heimischen Massentierhaltungen eher nicht erkennen. Zumal es natürlich nicht nur Tiere gibt – alles, was das Herz begehrt, wird hier auf dem Souq angeboten: Obst, Gemüse, Haushaltsgegenstände, Schmuck, Tonwaren etc.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Latest from Blog

Hörbücher

Hier gibt’s was auf die Ohren! Nicht umsonst sind auditive Formate derzeit so beliebt. Es ist