Wer kennt es nicht: wenn dir einfach mal der Drive fehlt früh aufzustehen, um Richtung Berge zu fahren. Wenn du nicht wieder mal im Stau stehen und einen ganzen Tag für einen Ausflug einplanen möchtest. Hier kommen daher die schönsten Spaziergänge in München, für die du nicht raus aus der Stadt musst.
Die nachfolgenden Spaziergänge sind allesamt:
- von beliebiger Länge (meist bieten sich 5-10 Kilometer an)
- leicht zu gehen ohne nennenswerte Steigungen
- mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar
- kinderwagentauglich
1) Für Genießer: Der Perlacher Forst
Der Perlacher Forst liegt direkt an den Stadtteilen Giesing/Harlaching im Südosten Münchens und ist beispielsweise mit der Tram 25 (Richtung Grünwald; Ausstieg zum Beispiel an der Haltestelle Theodolindenplatz) einfach zu erreichen. Auch mit dem Auto (Ziel fürs Navi zum Beispiel „Giesinger Waldhaus“) erreicht man einen der vielen „Eingänge“ in den Wald schnell und findet dort genug kostenfreie Parkmöglichkeiten. Der Perlacher Forst ist das Tor aus der Stadt für alle Freunde des (Renn-)Radsports. So zieht sich am Eingang am Säbener Platz eine etwa sechs Kilometer lange geteerte Schneise, die Oberbiberger Straße, durch den Wald, an deren Ende man die Nußbaum Ranch für eine kurze Wegspezi und wenig später den Biergarten Kugler Alm nahe der S-Bahn Station Deisenhofen vorfindet. Von dort hat man vielerlei Auswahl weiter südlich, zum Beispiel Richtung Straßlach, Sauerlach, Schäftlarn, Wolfratshausen oder Starnberg, zu fahren. Sind wir also mal nicht auf dem Radl besagte Schneise durch den Wald entlanggeflitzt, haben wir im Perlacher Forst schöne Spaziergänge unternommen. Dafür empfiehlt es sich den geteerten Radweg zu meiden, um nicht ständig Gefahr zu laufen, mit über 30 km/h von einem Rennradler umgemäht zu werden. Neben dem Teerweg führt ein Trampelpfad, außerdem führen links und rechts Wege weg. Der Wald ist von einem rautenförmigen Wegesystem durchzogen. Abgesehen von den Trampelpfaden, die links und rechts immer mal wieder abgehen, sind alle diese Hauptwege kinderwagentauglich. Es lohnt sich beispielsweise den vom Eingang Säbener Platz 2,5 Kilometer entfernten Aussichtshügel Perlacher Mugl anzusteuern, von dem man bei guter Sicht einen herrlichen Ausblick auf die bayerischen Alpen hat. Der Perlacher Mugl lässt sich von so ziemlich allen Eingängen (also auch von der Tramhaltestelle Theodolindenplatz kommend) ansteuern und es gibt immer wieder Schilder, die einem die Richtung weisen. Im Zweifelsfall, falls man doch die Orientierung verliert, hilft Google Maps zuverlässig weiter. Tipp: wer vom Theodolindenplatz startet oder von dort zurückfährt, sollte unbedingt bei Amandines et chocolats in der Seybothstraße vorbeischauen (es gibt auch noch zwei weitere Filialen am Starnberger See und in Grünwald) und sich den Rest vom Tag mit köstlichen Kuchen, Macarons, Eclairs oder Pain au chocolat versüßen (auch to go). Ob es Tage gibt, an denen wir den Perlacher Forst nur wegen der Kuchenaussicht ansteuern, möchte ich an dieser Stelle offen lassen =)…
2) Für Wildschweinfreunde: Forstenrieder Park
Es war mehr oder weniger Zufall, dass wir kürzlich dem Forstenrieder Park mal wieder einen Besuch abgestattet haben. Und es sollte sich lohnen. Aber dazu gleich mehr. Der Forstenrieder Park liegt im Südwesten von München an der Stadtgrenze und wird von der A94 durchquert. Davon bekommt man aber wenig mit, wenn man sich auf den links- oder rechtsseitigen Teil beschränkt. Der Park ist rautenartig von sogenannten „Geräumt“-Wegen durchzogen. Mit dem Auto parken wir rechts der A94 am Parkplatz „Link Geräumt“ (dort, wo „Theresien Geräumt“ bald kreuzt), denn der bei Google gepinnte „Parkplatz Forstenrieder Park“ ist voll. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt man zum Beispiel mit der U3 nach „Fürstenried West“ und läuft von dort gute zwei Kilometer zum Park oder man steigt am Halt „Forstenrieder Allee“ aus und nimmt den Bus 132 bis zur Haltestelle „Forstenrieder Park“. Wir steuern vom Parkplatz also den rechtsseitigen sprich östlichen Teil des Forstenrieder Parks an und biegen links auf „Theresien Geräumt“ ein. Weit kommen wir nicht, denn nach ein paar Metern stoßen wir auf eine Wildschweinrotte, die direkt neben dem Weg in aller Seelenruhe auf Futtersuche ist. Das ist im östlichen Parkteil keine Seltenheit, für uns allerdings ist diese Begegnung einmalig. Wir hatten bis dato noch nie Wildschweine aus so kurzer Entfernung gesehen. Ein Glück habe ich die Kamera dabei und zücke sie vorsichtig. Die Schweine stört das konstante Klicken nicht und die riesige Bache schaut mir nur ein paar Meter entfernt frontal in die Linse. Wir entfernen uns ruhigen Schrittes und sind ziemlich beseelt von dieser „wilden“ Begegnung. An der nächsten Wegkreuzung biegen wir nach rechts und laufen eine Linkskurve bis wir auf „Karolinen Geräumt“ rechts abbiegen. Dort laufen wir, bis wir erneut rechts auf „Zyllnhard Geräumt“ einbiegen. Die Sonne scheint überall wunderschön durch die Bäume durch. Es liegt noch jede Menge Schnee, der die Schritte dämpft. Durch die Größe des Parks verläuft sich alles ziemlich entspannt. Den vollen Wanderparkplatz merken wir während unseres Spaziergangs daher gar nicht. Wir biegen wieder ab auf „Theresien Geräumt“ schlagen rechts noch einen Haken und kommen nach sechs Kilometern wieder am Auto an.
3) Für Kulturliebhaber: Schlosspark Nymphenburg
Zugegeben sind wir im Westen von München doch relativ selten unterwegs. Eigentlich schade, da ich hier immer auf den Spuren meiner Kindheit wandele. Wie oft war ich zu Besuch bei Oma und Opa in München, hab mit ihnen die Würm erkundet und war eben auch unzählige Male im Nymphenburger Schlosspark. Die Tram Nummer 17 Richtung Amalienburgstraße und der Bus 51 Richtung Moosach Bf. bringt dich zur Haltestelle Schloss Nymphenburg. Wir entscheiden uns einen Emmi Roller zu mieten und flitzen Richtung Neuhausen. Statt direkt zum Schlosspark steuern wir den Coucou Food Market an und lassen uns hier eine Pizza munden (für den Nachtisch sind selbstverständlich auch ein paar pains au chocolat über die Ladentheke gewandert). Von dort aus ist es allerdings kein Katzensprung zum Schlosspark – wir verbinden unseren Schlosssspaziergang also mit einem Viertelspaziergang durch Neuhausen und erreichen nach einer Stunde den Schlosskanal. Das Schloss Nymphenburg diente lange Zeit als Sommerresidenz der Wittelsbacher und zählt zu den großen Königsschlössern Europas. Der Schlosspark steht unter Denkmalschutz und ist Landschaftsschutzgebiet. Die gesamte Parkanlage umfasst beeindruckende 229 Hektar. Du hast hier also einige Wege und beliebige Streckenlängen zur Auswahl. Wir passieren den Durchgang am Schloss und halten uns links Richtung Amalienburg. Wir laufen eine weite Linkskurve und passieren auch den Baum des Waldkauzes Kasimir, der einen eigenen Google Maps Eintrag hat. Der Waldkauz ist ein Dauerbewohner des Schlossparks und zeigt sich in seltenen Momenten den Spaziergängern. Wir sehen an diesem Tag keinen Kasimir und erreichen schließlich den Badenburger See mit Blick auf den Apollo-Tempel. Wir umrunden den See im Uhrzeigersinn und entdecken am Ufer einen wunderschönen Fischreiher. Der posiert gekonnt die nächste Viertelstunde für mich und als uns die Kälte in die Knochen kriecht, fliegt er schließlich davon. Fröstelnd, aber mit einigen Fotos vom Reihershooting im Kasten treten wir den Rückweg an und flitzen mit einem Emmi wieder Richtung nach Hause.
4) Für Sonnenuntergangsanbeter: An der Isar zum Stauwehr Oberföhring
Ehrlich gesagt lässt meine Motivation für einen Isarspaziergang bisweilen zu wünschen übrig, weil man halt schon unzählige Male dort entlanggelaufen ist und die Massen an Menschen, die sich bei schönem Wetter vor allem im Hotspot-Bereich zwischen Reichenbachbrücke und Thalkirchen tummeln, einem schnell auf die Nerven gehen. Richtung Norden geht es allerdings etwas gemütlicher zu und so starten wir am Silvestertag unseren Spaziergang von zuhause aus. Mögliche Startpunkte für dich sind zum Beispiel der Max-Weber-Platz, den du mit der U4 oder U5 erreichst. Von dort passierst du erst am Isarhochufer, dann direkt neben der Isar das Maximilianeum, den Friedensengel und erreichst nach gut vier Kilometern das Stauwehr Oberföhring. Gute drei Kilometer sind es vom Startpunkt Max-Joseph-Brücke. Zu der naheliegenden Haltestelle Mauerkircherstraße bringen dich die Tramlinien 16 und 36 sowie die Buslinien 54, 58, 154 und 187. Von der Max-Joseph-Brücke startend siehst du bald einen Trail, der unterhalb des Fußweges rechts der Isar direkt neben ihr verläuft. Dieser Trampfelpfad ist sehr schön zu gehen, aber nicht kinderwagentauglich. Angekommen am Oberföhringer Stauwehr genießen wir dort einen wunderschönen Sonnenuntergangshimmel mit candy clouds. Zurück kannst du auf der anderen Isarseite durch den Englischen Garten laufen oder den gleichen Weg zurück nehmen. Von der Max-Joseph-Brücke gestartet sind es hin und zurück gut sechs Kilometer, vom Max-Weber-Platz aus rund acht Kilometer.
5) Für Sonnenuntergangsanbeter 2.0 und Kirschblütenbewunderer: Olympiapark
Einer der Klassiker in München was Sundowner Spots anbelangt. Und das völlig zurecht. Denn der Ausblick vom Olympiaberg ist halt echt wahnsinnig schön. Rückwärtig hat man einen ziemlich tollen Stadtblick, erspäht die Marienkirche, das Münchner Riesenrad am Ostbahnhof und die kunstvoll komische Sanduhr vom Effnerplatz. Die Allianz Arena gibts gratis noch dazu. Und nach vorne raus Olympiastadion und Olympiaturm direkt vor der Nase. Also so ziemlich alle Wahrzeichen Münchens in einem Rundumblick. Wenns föhnig ist, haut einen die Bergkulisse, die zum Greifen nah scheint, zusätzlich noch aus den Socken. Mehr München an einem Ort geht fast nicht, oder? Spazieren lässt es sich in der weitläufigen Anlage auch ganz wunderbar und wer Ende März/Anfang April dort flaniert, auf den wartet auch noch ein Farbenspektakel der Kirschblüte – da wundert es nicht, dass sich dort Selbstinszenierungen à la Kirschbaumselfie und Hobbyfotografen inklusive mir tummeln. Hat man sich genug die Füße vertreten und vielleicht an einem der Kioske eine Pommes verdrückt, gehts hinauf auf den Olympiaberg. Dank geteerter Wege (aber am letzten Stück ein etwas holpriges Kopfsteinpflaster) ist der Aufstieg auch mit Kinderwagen möglich und die Anstrengung hält sich angesichts des kurzen Anstiegs auch in Grenzen. Wusstest du, dass der Olympiaberg aus Trümmern aus dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist? Auf der Anhöhe zum „Gipfel“ findet ihr auch ein Kreuz als Gedenkstätte für die zivilen Opfer des Zweiten Weltkriegs. Wieder was gelernt, um auf der nächsten Party mit ein bisschen Halbwissen zu glänzen. Also falls irgendwann in diesem Leben wieder Parties stattfinden werden #coronasagtnochnein. Unterhalb von der Aussichtsplattform kann man es sich auch auf der Wiese mit einem Picknick bequem machen in freudiger Erwartung der untergehenden Sonne. In unserem Fall war es ein sonniger, aber nicht ganz so warmer und stürmischer Abend Anfang April. Die Fotos habe ich daher mit vor Kälte schlotterndem Leib geschossen, da ich mit meinem luftigen Frühjahrsjäckchen etwas zu optimistisch losgezogen bin. Gelohnt hat es sich trotzdem, denn es gab einen fulminanten Sonnenuntergang zu bestaunen, der das Olympiastadion in eine Palette von gold-orange bis pink getaucht hat. Da wurden auch mal eben Handy und Kamera weggelegt und einfach das Farbenspiel genossen. Hin kommt ihr übrigens mit der U1 zum Olympia-Einkaufszentrum und von dort in circa 15 Minuten zu Fuß zum Olympiapark. Oder ihr fahrt mit der U3 zum Scheidplatz und von dort mit dem Bus 144 zur Haltestelle Spiridon-Louis-Ring oder Olympiaberg. Tipp: fahre mit der U1 nach Gern und spaziere durch das hübsche Viertel etwa eine Viertelstunde zum Olympiapark.
Hier geht’s zu Aktivitäten im Umland von München.